Being a Refugee – ein einzigartiger Einblick in das Thema Flucht und Vertreibung
Flucht, Vertreibung, ein Miteinander von Kulturen und Religionen, eine gesellschaftliche Herausforderung, eine Bereicherung: ein emotionales Thema, das auch aus der Lebenswelt unserer Schülerinnen und Schüler nicht mehr wegzudenken ist. Am 8. Februar 2024 durften sich die Gemeinschaftskunde- und Religionskurse der 11. und 12. Klassen des Albert-Einstein-Gymnasiums Reutlingen auf eine ganz besondere Art und Weise mit diesen Fragen auseinandersetzen. Im Rahmen einer von der Stiftung Stuttgarter Lehrhaus geförderten Veranstaltungsreihe wurde der Dokumentarfilm „Being a Refugee“ gezeigt, im Anschluss fand eine Gesprächsrunde mit Dr. Nurit Carmel, der Regisseurin der israelisch-deutschen Koproduktion, statt.
Foto: R. Hocke
Dr. Nurit Carmel schafft es direkt im Einstieg einen Bezug zu den Jugendlichen herzustellen: Sie selbst besuchte die Albert-Einstein-Schule in Haifa und ist gespannt auf die Ideen und Gedanken der AEG Schüler*innen aus Reutlingen. Ausgehend von ihrer eigenen Familiengeschichte möchte sie Licht ins Dunkel bringen; so wie ihr Vater Taschenlampen verschenkte, um die Dunkelheit seiner Erinnerung zu überwinden, möchte sie Emotionen und Bilder verschenken, um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, was „being a refugee“ für Menschen bedeutet.
Der Film an sich veranschaulicht die Vielschichtigkeit des Themas durch bewegende Interviews mit Flüchtlingsfamilien in Deutschland und Israel sowie durch Einblicke in interreligiöse Perspektiven und gelungene Integrationsprozesse. Die Grundidee, so Nurit Carmel, bestand darin, die verschiedenen heiligen Schriften als Quellen zu betrachten und im Hinblick auf die Einstellungen gegenüber Geflüchteten und „den anderen“ zu untersuchen. Im Rahmen verschiedener kleiner Geschichten, die sie über Jahre hinweg gesammelt hat, berichten nun Menschen in eigenen Worten über ihr Schicksal.
Im anschließenden Gespräch sind die Schüler*innen sich einig, am emotionalsten waren für sie die Erfahrungen einer türkischen Flüchtlingsfamilie und von dem Gefangenenaustausch der Nationalsozialisten mit den Briten, im Rahmen dessen 100 jüdische Inhaftierte nach Palästina und 100 deutsche Templer zurück nach Deutschland geholt wurden, haben sie noch nie gehört.
Ausgehend von diesen Wahrnehmungen der Schüler*innen erzählt die Regisseurin mehr über die Genese des Films, sodass am Ende der Veranstaltung die Erkenntnis steht, dass die Erfahrungen Einzelner über historische und ethnische Kontexte hinaus zu einem universellen Thema werden, das direkt oder indirekt alle Menschen betrifft: eine bereichernde Herausforderung.
Daphne Freygang